Erlebnisbericht der Reise in den Kongo
(28. Sept.-15. Oktober 2015)
Endlich – nach dreimaliger Verschiebung der Reise – konnten Erwin und ich in den Kongo reisen. 21 Tage lang, reisten wir im Kasai Occidental in der Demokratischen Republik Kongo umher und besuchten unsere verschiedenen Projekte.
Zuerst verbrachten wir drei Tage in Kinshasa und erledigten Verschiedenes für unsere Reise in den Busch und besuchten die Schule von Heidi. Ich war froh, endlich weiter reisen zu können, da die Hauptstadt lärmig, dreckig, chaotisch und sehr korrupt war.
In Kananga wurden wir herzlichst von Etienne, Silvain und Isidor empfangen. Die erste ruhige Nacht! Nach dem Mittagessen holte uns Kaspar, unser Chauffeur während des Aufenthaltes im Busch ab und wir konnten unsere Reise Richtung Kamutanga fortfahren.
Viel schneller als erwartet, die Strassen waren trocken, erreichten wir das Heimatdorf von Joseph Kalamba. Einen unerhörten herzlichen Empfang schenkte uns das ganze Dorf. Von jung bis älter, SchülerInnen, Dorfchefs, Musiker und Tänzerinnen begleiteten uns zum Gästehaus, wo Joseph auf uns sehnlichst wartete. Wir genossen es auf dem Land. Es war viel ruhiger, die Luft zum Atmen, die Menschen freundlich und «gwundrig» zu gleich, nur die sehr hohe Luftfeuchtigkeit machte uns zu schaffen. Während des Aufenthaltes im Busch verköstigte uns Isidor mit einheimischer Kost und mit seinen italienischen Spezialitäten. Das gemeinsame Essen genossen Joseph, Erwin und ich sehr; wir hatten viel Zeit zum Plaudern.
Fast täglich waren wir zusammen unterwegs – schön.
Vieles hat sich seit 2009 verändert.
Die Dörfer Kamutanga und Mikele sind grösser geworden. Der Wochenmarkt am Freitag in Mikele zieht viele Menschen der Region an; jeder hofft etwas zu verkaufen.
Die Gesundheitsstationen Kabila und Kalangala haben sich positiv weiterentwickelt. Viele Patienten und Frauen die geboren haben, beleben die Häuser. Es gibt in allen Räumen Licht dank den neu eingerichteten Photovoltaikanlagen. Dr. Samuel begleitete uns bei den Besuchen stets und informierte uns über deren Betrieb. Er betreut alle fünf Gesundheitsstationen und besucht auch die Kranken in den Dörfern im Umkreis von über 50 km. (Er wünscht sich so sehr einen eigenen Jeep)
In Mukenge, im St. Joseph Hospital, konnte ich einen ganzen Vormittag mit Dr. Samuel im Operationssaal verbringen. Eine eindrückliche Erfahrung. So konnte ich mir ein Bild machen, mit wie vielen Hindernissen und Schwierigkeiten Dr. Samuel seine tägliche Arbeit verrichten muss. Durch diese Erfahrungen und den konstruktiven Gesprächen mit ihm, hatten wir gemeinsam eine Liste mit den notwendigsten Materialien für seine weiterführende Arbeit aufgeführt. Ich habe Dr. Samuel als einen einfühlsamen, korrekten und interessierten Arzt kennen lernen dürfen.
Die Berufsschule hat sich ebenfalls sehr positiv verändert. Diesmal erlebten wir viele Schülerinnen und Schüler bei ihren Arbeiten. Schreiner, Elektriker, Automechaniker und Schneiderinnen verrichteten ihre Aufgaben mit Disziplin und Eifer. Sie zeigten uns stolz ihre Ergebnisse.
Die Uni KAM ist seit mehr als einem Jahr in Betrieb. Leider haben wir keine Studentinnen und Studenten angetroffen, da das Studienjahr erst Mitte Oktober wieder beginnt. Joseph zeigte uns aber trotzdem seine Universität auch mit der Bibliothek und dem Hörsaal, die beide noch im Bau sind. Das doppelstöckige Haus für die StudentInnen der Landwirtschaftlichen Schule (UNI) ist ebenfalls im Bau.
Hinter dem Uniareal haben die Frauen des Dorfes ein drei Hektaren grosses Feld für den Anbau verschiedensten Palmen, Gemüse, und Fruchtbäumen bearbeitet und bereit gestellt. Wirklich überwältigend, wie sich alles sehr zum Positiven verändert hat. Joseph und seine Verantwortlichen der Schulen und Gesundheitsstationen dürfen auf das Ergebnis stolz sein. Auch wir sind begeistert.
Wir besuchten mit Joseph auch andere Dörfer weiter entfernt. Zum Beispiel konnten wir nach Lubundai zu einem Farmer gehen, der verschiedene Maissorten züchtet. Joseph erhielt gratis einen 100 kg Sack für seine Landwirtschaftliche Schule, in der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit.
In Tshimbulu besichtigten wir das Bezirkspital St. Michael, das bis vor einem Jahr von italienischen Schwestern geführt war. Heute sind einheimische Schwestern für den Betrieb verantwortlich. Die Zusammenarbeit zwischen diesem Spital und unseren Gesundheitsstationen und Dr. Samuel läuft gut und ist geregelt.
Immer wenn wir mit dem Jeep unterwegs waren, besuchten wir viele Schulen der Cooperative.
Joseph feiert nächstes Jahr (2016) das 20-jährige Bestehen der Cooperative Bidiep Bidiep. In diesen Jahren hat Joseph mit viel Ehrgeiz und Enthusiasmus 140 Schulen geplant und aufgebaut.
Er hat noch viele Ziele vor Augen, so will er in den nächsten Jahren mit den Studentinnen und Studenten der Landwirtschaftlichen Schule tausende Mangobäume pflanzen. Er träumt von einer Mangobaumallee zwischen den Dörfern Mukenge und Kamutanga. (Distanz 15 km) Die Bevölkerung soll und muss auch an die nächsten Generationen denken!
An den Wochenenden wird mit grossem Sportgeist Fussball gespielt. Verschiedene Teams der Schulen und Gesundheitsstationen kämpfen um den Sieg. Sogar ein Frauenteam gibt es. Einen grossen Fortschritt.
Joseph war und ist es ein grosses Anliegen, dass Bildung und Gesundheit für alle zugänglich sein soll, egal welcher Religion und welchem Stamm die Bevölkerung angehört.
Glücklich und zufrieden kehren Erwin und ich mit vielen positiven Erinnerungen in die Schweiz zurück. Die Reise in die Heimat von Joseph und die verschiedensten Besuche der Projekte, haben uns tief beeindruckt und unsere Vorstellungen übertroffen.
Wir können mit sehr gutem Gewissen allen Vereinsmitgliedern, Freunden und Geldgebern mitteilen, dass jeder Rappen am richtigen Ort investiert und eingesetzt wurde.
Kämpfen wir weiter für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen und unterstützen weiterhin die Bevölkerung im Bereich Bildung und Gesundheit.
Ende Oktober 15
Katharina Küng